Der Ackerboden ist eigentlich kein eigenständiger Bodentyp nach der deutschen Bodenklassifikation. Trotzdem entschied sich das zuständige Fachgremium dazu den Ackerboden als Boden des Jahres 2023 zu küren. Aus gutem Grund!
Die landwirtschaftlich genutzten Böden machen knapp die Hälfte (49 %) der Fläche Deutschlands aus. 35 % der Landfläche wird regelmäßig beackert. Die Fläche an Ackerböden nimmt allerdings seit Jahren stetig ab. Der Hauptgrund dafür ist ihr niedriger Schutzstatus. Die geringe ökologische Wertigkeit der deutschen Landwirtschaftsfläche ist der heutigen intensiven Bewirtschaftung zuzuschreiben.
Der Flächenverbrauch in Deutschland verbleibt, trotz gegenteiliger politischer Ziele, mit 55 ha pro Tag (Vierjahresmittel 2018 bis 2021) auf hohem Niveau. Doch die Ackerböden trifft es doppelt hart. Eingriffe in Natur und Landschaft müssen in Deutschland ausgeglichen werden, der Verlust von Landwirtschaftsfläche nicht. Eine Versiegelung muss nicht, wie sinnvoll wäre, durch die Entsiegelung einer ebenso großen Fläche ausgeglichen werden (Netto-Null-Flächenverbrauch). Gängige Praxis ist, dass einfach noch mal so viel Ackerfläche wie bebaut wird zum Ausgleich in Wald, Wiesen etc. umgewidmet wird. Dadurch liegt der Verlust an Landwirtschaftsfläche bei durchschnittlich unglaublichen 118 ha pro Tag.
Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien, und dessen Status als überragendes öffentliches Interesse im Erneuerbaren-Energien-Gesetz, nimmt der Nutzungsdruck auf die Ackerböden weiter zu. Vor allem Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen erhöhen im Moment stark die Neuinanspruchnahme von Landwirtschaftsfläche für Siedlungs- und Verkehrsfläche.
Eine Arbeitsgruppe plant gerade eine Veranstaltungsreihe, die sich im Herbst diesen Jahres mit den komplexen Nachhaltigkeitsproblemen und möglichen Lösungen rund um das Thema Ackerböden beschäftigen wird.
Karla Blöcher, Fachkraft für Umweltfragen und Umweltbildung