Eins der zentralen und noch immer unterschätzten Themen für Umwelt und Klima ist der Bodenschutz. Intakte Böden sind Voraussetzung für Biodiversität wie für Landwirtschaft, zählen dabei zu den wirksamsten CO2-Speichern überhaupt. Dennoch wird in Deutschland täglich mehr als eine halbe Million qm fruchtbaren Bodens für neue Straßen, Baugebiete, Gewerbeflächen verbraucht. Es könnte noch schlimmer kommen, wenn wir eine gerade erkennbar werdende Fehlentwicklung nicht eingrenzen.
Wo enstehen derzeit große Teile der für die Energiewende benötigten Fotovoltaik-Kapazitäten? Ressourcen schonend, über mehr als ausreichend verfügbaren großen Dach- und Verkehrsflächen? Weit gefehlt.
Zu Recht freuen wir uns über neue PV-Anlagen, leisten sie doch einen wirkungsvollen Beitrag zur Energiewende. Viel zu oft aber entstehen großflächige Solarstrom-Anlagen auf Boden, der gerade noch unserer Ernährung oder der Biodiversität zur Verfügung stand- statt hierfür die laut einschlägiger Studien reichlich zur Verfügung stehenden Dächer großer Gewerbehallen oder ohnehin versiegelte Parkplätze zu nutzen.
Woran mag das liegen? Ein Blick auf die Besitzverhältnisse könnte Aufschluss geben: Über zwei Drittel der Ackerfläche im Lande gehört längst nicht mehr den bäuerlichen Familienbetrieben, die sie seit Generationen bewirtschaften. Sondern Finanzinvestoren, deren Hauptinteresse der finanzielle Ertrag pro Hektar ist. So ist es denn kein Wunder, wenn landwirtschaftliche Pachtverträge nicht verlängert werden, sobald neue Nutzer das doppelte der vom Bauern leistbaren Pacht und mehr anbieten: Energieerzeuger, die den früheren Kartoffelacker mit PV-Paneelen überbauen, können deutlich höhere Pachtzinsen erwirtschaften, als das mit bäuerlicher Arbeit möglich wäre.
In einigen Fällen gibt es vielversprechende Versuche der Koexistenz: Weinreben und Beerenobst können sogar von der Errichtung bestimmter teiltransparenter PV-Panels profitieren, weil die sie vor zu viel Sonne und vor Starkregen oder Hagel schützen. In den meisten Fällen allerdings verdrängen Solar-Panels die Bauern – ganz einfach, weil es billiger ist, sie auf dem Acker zu bauen als z.B. auf bestehenden Dächern.
Hier muss die Politik regelnd eingreifen: Es kann nicht sein, dass die Energiewende auf Kosten unserer Fähigkeit stattfindet, unsere Nahrung regional zu erzeugen. Oder unnötiger Weise um den Preis des Verlustes weiterer, dringend benötigter naturnaher Flächen. Der schnelle Euro darf keine Priorität genießen, wenn unser aller Zukunft auf dem Spiel steht.
Ingrid Hagenbruch
1. Vorsitzende
Pressekontakt: Kim Sen-Gupta, Pressesprecher, kim@sen-gupta.de